Baden Marathon 2013 – Was für ein Reinfall

Der Start beim Halbmarathon in Karlsruhe hatte sich ja erst Ende August ergeben und weil ich die Ummeldefrist (2. September) versäumt hatte war ich Inkognito unterwegs, also leider mit einem falschen Namen – das Ziel aber war klar: Eine Verbesserung meiner persönlichen Bestzeit von 1:27:59. Die ursprünglich angepeilte Zeit von 1:25:00 war schon abgehakt. Stattdessen die Zieländerung auf eine 1:26 bis 1:27, so wie es auch Hannes und Marek geschrieben hatten.

Am Tag zuvor war noch die Hochzeit meiner Schwester und so klingelte der Wecker nach nur 4 Stunden Schlaf in der Nacht genau 3 Stunden vor dem Startschuss. Leichtes Frühstück, zwei Tassen Kaffee und ab nach Karlsruhe. Die Parkplätze waren gut zu finden und schnell in die Halle um die Startunterlagen zu holen. Wahnsinn, wie viele Eindrücke auf einen einprasseln, wenn man das erste Mal an einer so großen Laufveranstaltung teilnimmt.

Umziehen, noch ein Kaffee, ein wenig warmlaufen und schon ging es Richtung Start. Mit der angepeilten Zielzeit wäre der richtige Platz in Startblock A, mit der übernommenen Startnummer müsste ich in Startblock C stehen – ich entscheide mich für den hinteren Teil von Startblock B mit dem Wissen, dass das am Anfang Slalom-Laufen bedeuten wird aber auch mit der Hoffnung, nicht zu sehr zu überpacen.

Start pünktlich um 9 Uhr, tolle Stimmung, perfektes Wetter, das Gefühl ist gut. Kilometer 1 bis 7 verlaufen auf einer gesperrten Bundesstraße wodurch sich die Läufer gut verteilen und man schnell sein eigenes Wohlfühltempo laufen kann. Es passt, auch der Magen macht wie erhofft keinerlei Probleme – hat sich das aufpassen während der Feier am Vortag also gelohnt. Im Blick immer der Ballon des 2:59er Zielläufers, Kilometer für Kilometer verringere ich den Abstand zu dieser Gruppe bis ich nach Kilometer 10 aufschließe. Durchgangszeit knapp 41 Minuten. Beinahe Perfekt, bevorzuge ich doch einen etwas schnelleren zweiten Split.

Nun ein Fehler: Ich hänge mich an diese Gruppe an, lasse mich von einigen anderen Läufern aus dem Rhythmus bringen die mir vor den Füßen herumspringen und werde auf den folgenden Kilometern deutlich langsamer, aber alles noch im Rahmen um auf den letzten Kilometern nochmals alles zu geben.

Nach etwas über einer Stunde Laufzeit auf einmal Hektik, Handzeichen, eine Schranke, Güterbahnwagons – eine Bahn blockiert die Strecke. Unverständnis. Ratlosigkeit. Jeder sieht seine Bestzeiten verschwinden. Einige Läufer haben wohl sämtliches Blut in den Beinen und nicht im Kopf und springen zwischen den Wagons hindurch um „ihren“ perfekten Lauf fortzusetzen – das Risiko ignorieren sie wohl. Das der Zugführer währenddessen natürlich nicht rangieren kann und damit alle anderen nachkommenden Läufer umso länger warten müssen ebenso. Rücksichtnahme ist anders. Die Laufuhr ist schon längst gestoppt, Zeiten sind nun egal. Die Frage ist nur, ob man den Lauf fortsetzen kann oder nicht. Wie später die Veranstalter auf der Homepage veröffentlichen hat wohl auch im Vorfeld ein Läufer, der den Zug und die geschlossenen Schranken sah wohl eine automatische Notbremsung ausgelöst weil er noch „kurz vorher“ an der Schranke vorbei über die Schienen gesprungen ist – tolle Leistung!

Irgendwann bewegt sich der Zug endlich und noch bevor die Schranken geöffnet sind, drücken die Leute – das Unglück bei der Loveparade in Duisburg ist wohl schon länger wieder vergessen. Wahnsinn – und das alles wegen einer Bestzeit, die sowieso nicht mehr machbar ist??? Ich dachte, Läufer wären vernünftiger.

Danach sind die Wege voll, die Stimmung schlecht, überholen geht kaum mehr, alles was sich über 16km entzerrt hatte ist nun wieder vereint auf einem Haufen und viele Langsamere haben sich wohl noch nach vorne gedrückt und verhindern so wieder einen guten Einstieg in die restlichen 5km. Für die zweiten 10 Kilometer benötige ich 10 (!) Minuten mehr als für die erste Hälfte. Die reine Laufzeit liegt bei mir am Ende laut Runkeeper bei knapp unter 1 Stunde 30 Minuten weil Tempo machen bzw. das eigene Tempo laufen auch kaum mehr ging, Netto mit der Pause bei etwas über 1 Stunde 36 Minuten.

Im Endeffekt ist es mir egal, ob der Fehler bei der Bahn oder beim Veranstalter lag, das war dumm. Am meisten rege ich mich aber über die Läufer auf, die nur an sich selbst gedacht haben – auf Kosten der anderen. Die Strecke an sich war in Ordnung, die Gruppen an den Straßenrändern und Zuschauer nett, die Stimmung schön…

Unter dem Strich war der Baden Marathon 2013 trotzdem ein Reinfall. Ich bin gespannt, welche Lösung der Veranstalter findet.

Allerdings weiß ich nun trotzdem, dass mit einer guten Vorbereitung bei mir bei den Zeiten noch einiges möglich ist. Hier noch der Lauf bei Runkeeper.

Nachtrag (23.09 – 16:00): Die Veranstalter haben sich offiziell entschuldigt, die Bahn versucht sich herauszureden, für alle Betroffenen gibt es im nächsten Jahr einen Freistart und -das einzige, was ich fragwürdig finde- die Zeiten werden auf Basis der Zwischenzeiten korrigiert. Hut ab vor dieser schnellen Lösungsfindung.

7 thoughts on “Baden Marathon 2013 – Was für ein Reinfall”

  1. Hallo, Ruben, Geschichten eines Marathonläufers – schier unglaublich mit Schranke und leichtsinnigen Läufern – schade um die Zeit, schade um das Startgeld, schade, aber wiederholbar im nächsten Jahr mit Freistart. Ob das allerdings angenommen wird, bleibt abzuwarten, ich habe die Erfahrung, dass Läufe gemieden werden, wenn den Teilnehmern ständig Steine in den Weg gelegt werden.

    Trotzdem noch eine gute Zeit, was wäre das erst geworden, wenn…….. nimm es leicht, beim nächsten Mal stimmt alles ! 😎

  2. Hi,
    das ist ja krass, was es alles gibt! Unglaublich! Hab ja auch schon einiges erlebt, aber ein Zug…und die Läuferkollegen muss man ja vor sich selber schützen !!!!!
    Schade um die Vorbereitung und die Zeit, die du dir bestimmt aus den Rippen geschnitzt hast,…man investiert viel und dann das 🙁

  3. @ultraistgut: Ja, vermutlich gehören solche Geschichten einfach dazu. Mir hat der gesamte Lauf aber auch gezeigt, dass diese „großen“ Veranstaltungen vielleicht gar nichts für mich sind und die kleineren, familiäreren Dinge besser gefallen…

    @Jens: Jap – und die Läuferkollegen kann man nicht mal vor sich selber schützen… am Ende haben wohl einige direkt an der Schranke eine Kette gebildet und nachrückende daran gehindert, das gleiche zu tun. Chapeau vor dieser Courage!!!

    @Markus: Wie es aussieht ein Freistart für 2014 und Zeitenkorrektur

  4. Ja, aber ich habe das Vertrauen in die Geschwindigkeit verloren. Vermutlich muss ich wirklich erstmal auf die kurze Distanz (10er) eine 38er Laufen bevor ich mir sicher sein kann, dass zu packen… die Zweifel haben mich die ganze Zeit begleitet – nicht nur während der Vorbereitung.

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