Die Entscheidung, dass in diesem Jahr noch ein kurzer Ultralauf auf dem Plan steht war schon lange getroffen. Schwäbisch Gmünd war schon länger im engeren Favoritenkreis und am Ende beinahe eine logische Konsequenz wegen Termin, landschaftlich reizvoller Strecke und relativ kurzem Anfahrtsweg.
Große Freude, dass das Ziel endlich erreicht ist. Warum dieser Ultra-Lauf am 26. Oktober für mich eine besonders lange Herausforderung war, werde ich hier Stück für Stück erklären…
In den Tagen vor dem Rennen hatte ich mir das Streckenprofil und Steigungen grob eingeprägt. Eine schöne Rundstrecke um Schwäbisch Gmünd, gespickt mit drei Anstiegen auf die drei Kaiserberge Hohenstaufen, Hohenrechberg und Stuifen. Der erste lange Anstieg bis ca. Kilometer 17, der zweite bis Kilometer 25 (Ausstiegsmöglichkeit und Ziel für die Halbdistanz) und zum Ende nur noch ein kleiner dritter Anstieg vor Kilometer 30. Danach nur noch Abwärts.
Die Vorbereitung war nicht vorhanden. Deswegen ging es mir offiziell und zuerst um den Genuss bei dieser Veranstaltung. Insgeheim hatte ich allerdings doch Wunsch- und Minimalziele. Diese basierten hauptsächlich auf meinem Resultat vom Stromberg Extrem im letzten Jahr (53km mit ca. 1200hm in 5 Stunden) – weil der Lauf in Gmünd exakt 50km und „nur“ 1070hm aufweist dachte ich, realistisch ist auf jeden Fall eine 4:40 bis 4:45, bei einem perfekten Lauf und einer schnellen zweiten Hälfte eine 4:30 und wenn es wirklich mies läuft eine 4:59.
So weit so gut der Plan. Dann kam der Tag des Laufs.
Gut geschlafen, leichtes Frühstück, Kaffee, Laufklamotten und Schuhe (natürlich die bewährten Saucony Mirage) ins Auto und ab nach Gmünd. Ankunft um 9 Uhr, ab zum Prediger um die Startunterlagen abzuholen. Umziehen, noch etwas trinken und los geht es zum Start, nochmal auf die Toilette und dann warten bis der Startschuss kommt.
Der TomTom sucht noch das GPS-Signal als das Rennen Punkt zehn Uhr gestartet wird. Ich fühle mich richtig gut und starte locker. Die ersten Kilometer führen aus der Stadt hinaus und ein Tal hinauf, immer wieder der Blick auf die Uhr gerichtet das man nicht zu schnell wird. Erfahrene Mitläufer erklären mir, dass es bei diesem Lauf sowieso früher oder später so weit kommen wird, dass man gehen muss, wegen der sehr steilen Steigungen.
Beim Hohenstaufen ist es soweit. Es ist gehen angesagt. Während des steilen Anstiegs kommen einem die Läufer entgegen, welche das Plateau bereits passiert haben. Wie übel. Oben kurz die Aussicht genießen und schon geht es wieder steil herunter. Nun geht es wieder laufend weiter zum nächsten Berg… alles im grünen Bereich und nur nicht zu schnell werden. Wegen der vielen Höhenmeter will ich die ersten 25 Kilometer in einer Zeit zwischen 2:15 und 2:30 machen, auf keinen Fall schneller. Wieder wird der Anstieg so steil, dass ich gehen muss… Halbzeit und Zielbereich, Verpflegungsstation und super Stimmung entlang der Strecke. Tolle Organisation. Kilometer 25 wird nach 2 Stunden und 28 Minuten. Perfekt. Nun geht es wieder abwärts. Endlich wieder Laufen. Im Zick-Zack-Kurs den Rechberg relativ steil abwärts, auf einem 1 Meter breiten Weg – welchen auch alle Läufer benutzen müssen die bereits gefinisht haben um zum Transfer-Bus zu kommen. Nicht ganz optimal gelöst. Kurz danach wird es hässlich. Zwischen Kilometer 26 und 27 bekomme ich Rückenschmerzen, und zwar die ganz üble Sorte. Ich gehe auf der Ebene und überlege mir ob es nicht eine gute Option wäre, doch umzukehren und bei Kilometer 25 auszusteigen. Geht das überhaupt? Ist das überhaupt eine Option? Ich will beißen. Das schlimmste ist ja bereits hinter einem. Dachte ich.
Es geht noch auf den Stuifen. Die schlechte Vorbereitung und „grobes überfliegen“ des Profils rächt sich. Anstatt flacher Strecke geht es nun noch ein weiteres Mal Steil hinauf, einen Trail, durch den Wald, es geht nur noch langsam Schritt für Schritt. Auch Bergab geht es nur zeitweise besser, die Rückenschmerzen kommen immer wieder, es stimmt tatsächlich, der Albmarathon in Schwäbisch Gmünd ist besonders anspruchsvoll. Die steilen Auf- und Abstiege belasten Muskeln und Knochen ungemein, obwohl es wohl weniger Höhenmeter wie vor einem Jahr beim Stromberg Extrem sind belasten sie den Körper mehr.
Der restliche Teil des Laufs ist einfach nur noch schmerzhaft, gelegentlich lassen die Rückenschmerzen nach und ich jogge wieder, überlege mir bei Kilometer 33 wieder die Möglichkeit des Ausstiegs und wie man dann wohl zurück an den Start-Ziel-Bereich kommen würde und beschließe unter anderem deswegen, es auf jeden Fall durchzuziehen. Die letzten Kilometer verlaufen oberhalb der Stadt, es ist viel los, auch Fußgänger, Radfahrer, nicht nur Laufteilnehmer. Selbst beim letzten Verpflegungsstand (KM 48) wird nochmals eine Pause eingelegt… der Lauf ist schon längst abgehakt.
Am Ende stehen schmerzhaft miserable 5:29:09 für die 50km. Bedeutet Platz 7 von 11 in der AK und Platz 180 von 331 Gesamt.
Die zweiten 25 Kilometer dauerten über 3 Stunden – und das nur wegen Rückenproblemen während Beine, Lunge, Herz und Magen an diesem Tag deutlich mehr gekonnt hätten. Schade drum.
Eigentlich muss ich froh sein, dass es so ausgegangen ist. Ansonsten wäre im Januar ein Start in Rodgau sicher gewesen, ebenso ein Start bei einem längeren Ultra in 2014. Nun liegen diese Pläne vorerst auf Eis. Stattdessen wird nun das gemacht, was sinnvoll ist: Mehr Stabilisations- und Kraftübungen, gegebenenfalls längere Distanzen und eine gezielte Vorbereitung. Und erst dann schauen, wo ein Start mit irgendwelchen zeitlichen Vorstellungen sinn- und verantwortungsvoll ist. Weil diese Veranstaltung war genug Warnung und ist glücklicherweise nochmals gut ausgegangen – ohne bleibende Verletzung.
Waaaaaaaaas? KEIN Rodgau? Wie bitte?
Rodgau ist flach. Wirklich. Das sind vielleicht zwei Höhenmeter pro Runde. Gute Verpflegung alle fünf Kilometer, viel los, super Stimmung. Komm schon 😉
Ärgerlich, dass die Rückenschmerzen dich so aus dem Rennen geworfen haben. Hattest du die bei den langen Trainingsläufen denn auch immer mal wieder? Oder war das jetzt das erste Mal?
Ein „kurzer Ultra“ ist eine interessante Einleitung, Ruben! Natürlich weiß ich, was gemeint ist. Dennoch wäre für mich diese Strecke schon ein Hammer – und Deine Zielzeit der Wahnsinn. Auch ohne Rückenschmerzen. 😉
Schade, dass Dir der Rücken diesen Trail verhagelt hat. Aber sehr stark von Dir, dass Du es dennoch durchgezogen hast! Ich wünsche Dir, dass Du schnell wieder fit(ter) bist!
Das ist ja sehr ärgerlich. Gerade wenn die Ausdauer und Kraft vorhanden ist und aufgrund von Schmerzen gegangen werden muss. Chapeau, dass du das trotzdem durchgezogen hast, die Frustration beim Lauf war bestimmt immens.
Gönn dir am besten erst ein mal ne Rückenmassage und dann lauf mit dem Hannes den Rodgau 😉
@Laufhannes: Minimal gab die auch schon bei den schnellen Trainingsläufen für den Halbmarathon – dort habe ich es aber leichtfertig auf Schuhe, reinen Asphalt und die Geschwindigkeit geschoben. Und das mit Rodgau – überleg ich mir ja sowieso nochmal…
@Eddy: Vielen Dank dir!
@Phil: Besten Dank! Selbst wenn ich mit Hannes in Rodgau starten würde / werde, gemeinsam Laufen werden wir das auf keinen Fall, dafür ist der einfach zuuuu schnell.